Es mag zumindest die älteren Flötisten und Flötistinnen überraschen, von Emil Prill, (1867 – 1940) dem Autor des „Führer durch die Flöten-Literatur“, ein Nachschlagewerk, das auch heute nichts von seinem Wert verloren hat, mit dieser Ausgabe nun zumindest 2 Stücke für Flöte und Klavier vorzufinden. Er ist bislang als herausragender Flötist, Lehrer an der Berliner Musikhochschule und als Komponist von Etüden und Herausgeber von Orchesterstudien bekannt. Auch wenn die beiden Stücke Andante und Tarantelle aus op.6 1904 bei Zimmermann in Leipzig erschienen und auch im Ergänzungsband zu Emil Prills „Führer durch die Flöten-Literatur“ aufgeführt sind, so sind sie doch gänzlich aus dem Bewusstsein und damit aus dem Repertoire verschwunden. Es findet sich in den deutschen Bibliotheken auch keinerlei Hinweis auf die Existenz dieser Stücke. Aufmerksam wurde ich zunächst auf das Andante aus op. 6 durch eine Aufführung des Werkes an den Flute Days 2014 in Würzburg. Der Interpret Vladislav Brunner überreichte mir im Anschluss an das Konzert die Kopie einer handschriftlichen Abschrift, die allerdings einige Fragen bzgl. des Notentextes und zunächst auch die Frage der tatsächlichen Urheberschaft aufwarf. Nach einigen Recherchen stellte sich dann heraus, dass es neben diesem Andante aus Opus 6 auch eine Tarantelle aus Opus 6 geben musste. Unklar ist, was sich unter der Opuszahl 6 gesamthaft verbirgt. Denn ebenfalls unter der Opuszahl 6 sind 30 Etüden in allen Tonarten in 2 Bänden vermerkt, die aber zum Andante oder der Tarantelle op. 6 keine Verbindungen aufweisen. Bei meinen weiteren Recherchen wurde ich dann schließlich in den USA fündig, wo ich den Erstdruck der beiden Stücke ermitteln konnte. Diese Ausgabe gibt nun diesen Erstdruck von 1904, der von der handschriftlichen Abschrift an einigen Stellen abweicht, wieder.
Wir haben hier zwei sehr beachtens- und spielenswerte Stücke aus der deutschen spätromantischen Epoche, die unbedingt Einzug ins Flötenrepertoire erhalten sollte.