Als ich vor vielen Jahren in einem Antiquariat die Noten der vorliegenden Serenade für Pianoforte, Flöte und Viola von Johann Joseph Rösler entdeckt habe, konnte ich mir nicht vorstellen, dieses wunderschöne Werk eines Tages mit neu herausbringen zu dürfen. Die Noten lagen all die Zeit in meinem Schrank bis sie endlich, zum ersten Mal 2021, mit meinem Trio Lobkowitz Wien zum Klingen gebracht wurden. Wir waren sofort von der abwechslungsreichen und charmanten Serenade („Ständchen“, „Abendmusik“) begeistert, Rösler knüpft als Komponist an den Stil der Wiener Klassik und der Mannheimer Schule an. Opern und Lieder von Rösler wurden oft in drei Sprachen übersetzt, auf Tschechisch, italienisch und deutsch. Renommee hat er nicht nur als Komponist von Bühnenwerken, sondern auch als Virtuose am Klavier und Kammermusiker erlangt. Die Tatsache, dass sein Klavierkonzert in D op.15 mehr als 100 Jahre Ludwig van Beethoven zugeschrieben wurde, spricht ebenfalls über seine als Qualität als Komponist.
Da es in dieser seltenen Trio-Besetzung Flöte, Viola und Klavier aus dieser Zeit sehr wenig Literatur gibt, freuen wir uns umso mehr, das Repertoire mit der Herausgabe dieser Serenade zu bereichern. Die Idee unseres Trio-Namens, Trio Lobkowitz Wien verdanken wir ebenfalls Rösler, da er im Dienst von Fürst Lobkowitz in Wien stand:
Maitre de Chapelle de S.A.S. Le Prince Regnant de Lobkowitz.
Und so wären wir auch schon mitten im Leben des Komponisten J. J. Rösler.
Johann Joseph Rössler wurde am 22. August 1771 in Schemnitz (Banská Štiavnica) Slowakei) geboren. Seine erste musikalische Ausbildung erhielt er von seinem Vater. Da der junge Rösler sich später gegen den Willen seiner Eltern ganz der Musik widmete und für seinen Lebensunterhalt aufkommen musste, blieb er Autodidakt. Er besuchte in Prag das Gymnasium und studierte anschließend Philosophie. Bereits 1797 wurde er als „Klaviermeister“ (lt. Dlabacž) ins Prager Opernorchester am Ständetheater berufen. 1805 ging er kurzzeitig als Kapellmeister nach Wien ans Hoftheater. 1809 erklang in Wien erstmals seine Oper „Elisene“, die bereits 1807 in Prag mit großem Erfolg uraufgeführt wurde. In Wien lernte Rösler den Fürsten Lobkowitz kennen und trat ab Juli 1805 als dritter Kapellmeister in der fürstlich Lobkowitz’schen Kapelle Wien und Raudnitz in seine Dienste. Rösler wirkte als Klaviervirtuose und man vermutet, dass er die musikalischen Veranstaltungen seines Gönners in Wien und Raudnitz leitete. 1809 kehrte er nach Prag zurück, jedoch bei Beibehaltung seines Kapellmeistergehalts bis 1811. Übermäßige Anstrengungen verursachten eine schwere Erkrankung und einen Blutsturz, dem er am 28. Januar 1813, 42-jährig in Prag erlag.
Wir haben uns bei dieser Neuausgabe streng an die originale Ausgabe (Kupferstiche) gehalten und wünschen beim Musizieren dieser Serenade viel Freude.
Wally Hase
Wien, im April 2024